Das Ruhrgebiet lebt von dem Spannungsverhältnis zwischen Natur und Kultur – und in Gelsenkirchen zeigt sich dieser Gegensatz besonders reizvoll. Das hat auch zur großen Attraktivität der Bundesgartenschau 1997 auf dem Gelände der ehemaligen Zeche Nordstern beigetragen. Aber wir können diese interessante und inspirierende Beziehung zwischen dem, was der Mensch schafft, und dem, was die Natur gibt, auch an vielen anderen Orten in unserer Stadt beobachten.
Hermann Prigann, einer der profiliertesten Umweltkünstler überhaupt, hat im Industriewald Rheinelbe zehn verschiedene Skulpturen geschaffen. Oft hat er Gegenstände und Materialien verwendet, die Bestandteil von Industrieanlagen waren. Im wahrsten Sinne des Wortes herausragend ist die „Himmelstreppe“, die aus Betonrelikten einer Dortmunder Zeche besteht, die förmlich in den Himmel wachsen.
Die Gleichzeitigkeit von Kultur und Natur, von Industrie und Kunst finde ich persönlich sehr faszinierend - und mir scheint, damit stehe ich nicht allein. Und genau in diesem Spannungsverhältnis sehe ich auch die große Chance, die sich für das Ruhrgebiet und Gelsenkirchen mit der Kulturhauptstadt 2010 verbindet.
Wir haben bereits viele Kulturstätten in ehemaligen Industrieanlagen. Zum Beispiel das Consol-Theater, die Kaue und die Sammlung Thiel. So schaffen wir Neues im Alten und bewahren Altes durch Neues.
Und genau das wollen wir auch im Jahr 2010 schaffen. Wir wollen demonstrieren, wie eine neue Identität, wie neue Perspektiven und eine neue Dynamik erwachsen, ohne dass die Wurzeln verloren gehen. Denn dann ist das Programm authentisch, spiegelt Leben und Menschen in unserer Stadt wieder. Und ich bin sicher, das wird den Reiz der Kulturhauptstadt 2010 in Gelsenkirchen ausmachen und viele, viele Besucher in unsere Stadt locken, die ich schon heute herzlich willkommen heiße.
Frank Baranowski
Oberbügermeister